Die falsche Aufregung um den Schweizer Autoverkehr

Die Schweiz hat eines der härtesten Strassenverkehrsgesetze der Welt. Trotzdem ist eine Mehrheit der Schweizer für noch härtere Gesetze.
Doch wieso ist das eigentlich so? Wieso sind so viele Schweizer für härtere Strafen? In Deutschland gibt es im Vergleich pro 1 Million Einwohner mehr Verkehrstote als in der Schweiz, trotzdem findet sich dort keine Mehrheit für härtere Strafen.

Reisserische Schlagzeilen in den Medien vermitteln den Eindruck, auf Schweizer Strassen herrsche Krieg. Statistisch zu belegen ist das nicht. Den reisserischen Schlagzeilen der Boulevardmedien ist die Statistik entgegenzuhalten, welche aufzeigt, dass die Zahl der tödlich Verunfallten im Strassenverkehr seit den 1970er Jahren massiv zurückgegangen ist. Dies trotz zunehmenden Verkehrsaufkommen und höherer Verkehrsdichte! Selbst in Deutschland, wo es Streckenweise keine Tempolimits auf Autobahnen gibt, gibt es proportional nicht wesentlich mehr Todesfälle als in der Schweiz!

Forderung nach mehr Sicherheitsmassnahmen sind dann logisch, wenn die Entwicklung umgekehrt wäre. Die abschreckende Wirkung härterer Strafen ist übrigens umstritten. Die USA kennt härtere Strafen als die Schweiz, dennoch ist die proportionale Kriminalitätsrate in den USA nicht geringer als in der Schweiz. Abschreckend wirkt primär das Risiko beim Begehen einer Straftat erwischt zu werden. Das hat aber nichts mit dem Strafmass sondern mit der Kontrolldichte zu tun.

Dass es im Individualverkehr mehr Verkehrstote als im öffentlichen Verkehr gibt, hat mehrere Gründe. Es gibt mehr Verkehrsteilnehmer im Strassenverkehr, die Verkehrsdichte ist höher und die Fahrzeuge fahren auch Innerorts. Flugzeuge und Eisenbahnen starten und landen in der Regel jedoch von Flughäfen und Bahnhöfen. Auf Bahngleisen laufen in der Regel keine Fussgänger herum, dasselbe gilt für Luftverkehrswege. Bahnunfälle gibt es oft an Bahnübergängen. In Flugzeugen sitzen ausserdem in der Regel zwei Piloten, die zudem noch einen Autopilot und zahlreiche Instrumente zur Verfügung haben und sich im Kontakt mit Fluglotsen befinden. Ausserdem haben Flugzeuge mehr Ausweichmöglichkeiten und oft bessere Sichtverhältnisse als Teilnehmer im Strassenverkehr. Man kann also die verschiedenen Verkehrsträger nicht so ohne weiteres miteinander vergleichen. Sollte allerdings einmal ein grosses Flugzeug vom Himmel fallen, dürfte es auf einen Schlag mehr oder fast soviele Tote geben wie im Schweizer Strassenverkehr in einem Jahr.